In den vergangenen beiden Jahren haben wir die State of the Union Address von US-Präsident Donald Trump in großer Runde analysiert. In diesem Jahr bot es sich aus unserer Sicht an, die Diskussion um eine weitere Rede und somit ein weiteres Land zu ergänzen: In der Speech from the Throne hat der kanadische Premierminister Justin Trudeau am 5. Dezember 2019 das Programm seiner neuen Minderheitsregierung erklärt – bzw. vielmehr erklären lassen, denn traditionell trägt diese Rede ähnlich wie in Großbritannien die Monarchin oder ihre Vertreterin vor. Ob und in welchem Ausmaß schon diese formalen Unterschiede etwas über die jeweiligen politischen Systeme aussagen stand im Fokus der Veranstaltung, die wir am Abend des 10. Februar 2020 gemeinsam mit unseren Partnern von der Deutsch-Kanadischen Gesellschaft in den Kölner Räumen der Kanzlei Osborne Clarke ausgerichtet haben.

Zwei Experten für den nordamerikanischen Kontinent waren unserer gemeinsamen Einladung gefolgt und analysierten für und mit uns die beiden Reden: der ‚aus Funk und Fernsehen‘ bekannte US-Politikwissenschaftler Dr. Andrew Denison und sein Kollege PD Dr. Martin Thunert vom Heidelberg Center for American Studies der Universität Heidelberg. Beide waren in der Vergangenheit schon unsere Gäste: Denison als regelmäßiger Panellist, Thunert u. a. als Gesprächspartner für den damaligen kanadischen Botschafter in Deutschland Dr. Peter Boehm. Moderiert wurde die Veranstaltung vom Direktor des Amerika Haus e. V. NRW, Dr. Benjamin Becker.

Eingangs wurden Ausschnitte aus den beiden Reden gezeigt: der Speech from the Throne vom 5. Dezember 2019 und der State of the Union Address vom 4. Februar 2020. Daraufhin folgte eine Diskussion der Reden mit Blick auf Stil und Format, Inhalt sowie Symbolik. Hier zeigten sich große Unterschiede in allen Bereichen, die sich teils mit politischen Traditionen, teils mit den jeweiligen politischen Situationen erklären ließen: in den USA ein spürbar gespaltenes Land mit hitzigen Reaktionen auf eine kämpferische Rede; in Kanada ein Bemühen um nationale Einheit kurz nach Eingehen einer Minderheitsregierung.

Ergänzt wurde die Diskussion um interessierte Fragen aus dem Publikum, die beim Get-Together im Anschluss weiterbesprochen wurden.