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Polarisierter US-Präsidentschaftswahlkampf in Zeiten von Corona

                                                                    

Regelmäßige Amerika-Haus-Zuschauer hatten im Herbst 2017 die Gelegenheit, den früheren Gouverneur von Vermont und US-Präsidentschaftsbewerber der Demokratischen Partei Howard Dean live im Düsseldorfer Rathaus zu erleben. Damals ging es um „Globalization in the Era of Trump and Brexit“. Drei Jahre später, am 19. Mai 2020, beehrte uns Dean erneut mit einem – diesen Mal virtuellen – Besuch; und auch dieses Mal war er offener Worte nicht verlegen!

Gleich zu Beginn machte Governor Dean das, was man im Englischen als „setting the tone“ bezeichnet: Recht unmissverständlich wies er darauf hin, dass Trump nie die Mehrheitswahl gewonnen hätte, verglich ihn mit Populisten wie Viktor Orbán (Ungarn) und Jair Bolsonaro (Brasilien), attestierte ihm eine Persönlichkeitsstörung und prophezeite, dass er der erste Präsident sein könne, der nach seiner – aus Deans Sicht deutlich wünschenswerten – Abwahl im November dieses Jahres strafrechtlich belangt werden könne. In düsteren Tönen beschrieb Dean die aktuelle, auch Vor-Corona-Stimmung in den USA als kriegsähnlich, wollte sich seinen Optimismus aber dennoch nicht nehmen lassen: Dieser rühre, so Dean, u. a. daher, dass der demographische Wandelt der Demokratischen Partei zugutekomme: deren Wähler/innen würden zunehmend jünger und ethnisch diverser und sie seien die Zukunft nicht nur der Partei sondern auch des Landes.

Harter Tobak, den Amerika-Haus-Direktor Dr. Benjamin Becker im darauffolgenden Gespräch unter sehr reger Publikumsbeteiligung aufgriff. Im Gegensatz zum Republikaner Ron Nehring, der in der Vorwoche noch die Corona-Pandemie und das hiermit zusammenhängende Krisenmanagement noch als einziges, entscheidendes Wahlkampfthema ausgemacht hatte, betonte Howard Dean, dass die Pandemie nur Ausdruck einer tiefergehenden Problematik sei: Ja, es stimme, dass die Wahl ein Referendum über die Politik des Präsidenten sei; aber hierbei gehe es um vieles mehr als um den Umgang mit der Krise – sondern auch um die Rolle der USA auf der Weltbühne. Wenig überraschend beschrieb Dean den voraussichtlichen Gegenkandidaten Trumps, den früheren Vizepräsidenten Joe Biden, als dringend benötigte Stimme der Vernunft in chaotischen Zeiten.

Am Ende, so Howard Dean, werde die Corona-Krise überstanden sein; wie sich die US-amerikanische Demokratie und Gesellschaft entwickle, hänge allerdings entscheidend vom Ausgang der Präsidentschaftswahl am 3. November ab.

Die politische, gesellschaftliche sowie wirtschaftliche Entwicklung werden wir in den kommenden Wochen weiter beobachten – mit spannenden Sprechern zu diversen Themen. Wir freuen uns darauf, mit Ihnen zu diskutieren!

Zur Aufzeichnung der Veranstaltung auf YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=06WTDw14B-Y

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