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Otto Wolff Lecture 2020 mit Secretary Condoleezza Rice

In diesem Jahr wurde uns die große Ehre zuteil, die ehemalige US-Außenministerin Dr. Condoleezza Rice als Gastrednerin für unsere Otto Wolff Lecture zu gewinnen. Sie war uns am Abend deutscher Zeit des 21. Oktobers via Zoom vom Campus der Stanford University zugeschaltet, wo sie unlängst die Leitung der renommierten Hoover Institution übernommen hat. Das Gespräch mit ihr führte der mehrfach ausgezeichnete Journalist Klaus Brinkbäumer, der der deutschen Öffentlichkeit nicht zuletzt durch sein ARD-Interview mit US-Präsident Barack Obama zum Ende seiner Präsidentschaft im November 2016 bekannt ist.

Ihren Eingangsvortrag unter dem Titel „The Future of Transatlantic Relations“ begann Secretary Rice mit einem klassischen, in der Historie begründeten Bekenntnis zu den transatlantischen Beziehungen, um dann auf aktuelle und künftige Herausforderungen einzugehen. Hier benannte sie mit dem Brexit, populistischen Bewegungen v. a. in Osteuropa, dem Verhältnis zu China, der Lastenverteilung innerhalb der NATO und dem abnehmenden Interesse jüngerer Generationen die bekannten großen Themenblöcke – interessanterweise, ohne auf Probleme innerhalb der oder mit den USA einzugehen. Dies gelang im anschließenden Gespräch dank einem gewohnt brillanten Klaus Brinkbäumer, der eine Vielzahl an Themen ansprach, dabei auch zahlreiche schriftlich eingereichte Fragen des Publikums aufgriff und Secretary Rice – bei aller Elder-Stateswoman-Diplomatie – so manche spannende Aussage zwischen den Zeilen entlockte.

Außenpolitisch blieb Secretary Rice auf einer klassisch republikanisch-konservativen Linie: Deutschland müsse – innerhalb Europas, aber auch darüber hinaus – eine führende Rolle einnehmen, auch einhergehend mit höheren Militärausgaben (Stichwort: 2 %); und die konfrontative Trump’sche Außenpolitik sei, angelehnt an den berühmten Mark-Twain-Ausspruch, „better than it sounds“. Kritisch sah sie dabei jedoch den Umgang mit den Verbündeten – als Beispiel nannte sie die angekündigte Truppenverlegung innerhalb Europas, die man rein sachlich als notwendige Restrukturierung ansehen könne, die allerdings wenig partnerschaftlich beschlossen und vermittelt worden sei.

Deutlicher wurde sie bei innenpolitischen Themen wie der zunehmenden Polarisierung innerhalb der USA, inklusive des Umgangs mit rechtsradikalen Gruppierungen wie den white supremacists, und dem auf Konfrontation setzenden Umgang mit der Corona-Pandemie: Hier habe der US-Präsident nicht zur innergesellschaftlichen Versöhnung beigetragen. Die Gründe für die extremen gesellschaftlichen Gegensätze lägen aber tiefer als – zweifelsohne vorhandener – Rassismus und zeigten sich vor allem im Gegensatz zwischen urbanen und ländlichen Gegenden innerhalb der sehr weitläufigen USA. Hier bedürfe es einer einigenden Sprache und der Rückbesinnung auf gemeinsame amerikanische Werte und auch Träume, um die gesellschaftliche Spaltung zu überwinden. Dass dies gelingen werde, davon zeigte sich Secretary Rice überzeugt. Für sie selbst habe – trotz früherer scharfer Kritik am Präsidentschaftskandidaten Trump – vom Moment seiner Wahl an festgestanden, dass er auch ihr Präsident sei. Dennoch sei und bleibe sie kritisch.

Die Otto Wolff Lecture findet jährlich in Kooperation mit der Otto Wolff Stiftung statt, für deren Unterstützung und Partnerschaft wir uns erneut ganz herzlich bedanken möchten!

Eine Aufzeichnung des Gesprächs mit Secretary Condoleezza Rice finden Sie hier: https://youtu.be/aCj_lbvNhPU

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