Zum Abschluss des Amerika-Haus-Jahresprogramms erwartete unsere Gäste eine ganz besondere Veranstaltung: Eingebettet in das Rahmenprogramm zur Ausstellung „Es war einmal in Amerika – 300 Jahre US-Amerikanische Kunst“ diskutierten die deutsche Stiftungsberaterin Dr. Sabine Jung und die amerikanische Fundraising-Expertin Becky Gilbert zum Thema „Die Kunst des Gebens: Deutsche und amerikanische Philanthropie zwischen Mäzenatentum und ‚philanthrocapitalism‘“. Im wunderbaren Ambiente des Wallraf-Richartz-Museums – zugleich Ort der Ausstellung – wurden deutlich kritische Töne angeschlagen – aus zwei unterschiedlichen Perspektiven.

Dr. Sabine Jung ging eingangs auf das Konzept des „Philanthrokapitalismus“ ein, das Geben nicht mehr als selbstlose Kunst, sondern vielmehr als ‚business case‘ einer kleinen Wirtschafts- und Finanzelite verstehe; inkl. erwartetem ‚social return on investment‘. Bei allem Nutzen für die ermöglichten Projekte sah sie hierin zwei Hauptprobleme: dass im Grunde genommen eine Herrschaft der Wenigen bekräftigt werde und dass „Mega-Philanthropen“ hierdurch eben doch nicht ‚die Welt retteten‘, sondern allenfalls ihre eigene Welt mit allen bestehenden Privilegien.

Ähnlich gesellschaftskritisch ging Becky Gilbert danach auf das ur-amerikanische Selbstverständnis ein, das auf aktivem gesellschaftlichem Engagement fuße: dem sprichwörtlichen „time, talent, and treasure“ – also gespendeter Zeit, Talente, und nicht zuletzt Geld. Traditionell seien ‚Kleinstspenden‘ immer wichtig gewesen, auch im Sinne des gesellschaftlichen Zusammenhalts; diese hätten über die Jahre aber konsequent abgenommen, so dass heute die Schere zwischen superreichen Großspendern und zurückhaltenden Kleinspendern deutlicher klaffe denn je zuvor.

Auf Grundlage dieser beiden Impulsstatements diskutierten Podium und Publikum sehr angeregt unter der Moderation des Amerika-Haus-Direktors Dr. Benjamin Becker. Nach über einer Stunde mit zahlreichen interessierten Fragen wurde die Diskussion offiziell geschlossen und noch im kleineren Kreis fortgesetzt.