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Corona-Staatshilfen in transatlantischer Perspektive: Chance oder Stigma?

„Pervasive crisis“ – unter dieser Überschrift fand die erste rein digitale Kooperation zwischen dem Amerika Haus e. V. NRW, der AmCham Germany und der Kanzlei Andersen Tax & Legal am Donnerstag, den 16. April via Zoom statt. Geladen waren vier Experten aus Wirtschaft und Recht, die aus Deutschland und den USA ihre Einschätzungen zur brandaktuellen Leitfrage lieferten: „Will government support programs in Germany and the US help maintain transatlantic business?“

Der titelgebende allgegenwärtige, alles durchdringende Charakter der aktuellen Corona-Krise sorgt einerseits dafür, dass allgemein viel Wissen zu verschiedensten Themen vorherrscht; andererseits bot es sich für die Diskussion an, alle Teilnehmer zunächst auf einen gemeinsamen Stand zu bringen. Dies übernahmen Dr. Hermann Knott, Partner bei Andersen Tax & Legal in Köln, und James „Jim“ Black, Of Counsel bei der Kanzlei Morrison & Foerster LLP in Washington, DC: Während Dr. Knott, der auch die Moderation der Diskussion übernahm, zunächst einen Überblick über die deutschen Corona-Staatshilfen gab, erläuterte Black daraufhin die entsprechenden Maßnahmen in den USA. Spannend in dem Zusammenhang: Im Gegensatz zu Deutschland, wo die Staatshilfen allenfalls als zu niedrig kritisiert, ansonsten aber ungefragt angenommen werden, herrscht in der US-amerikanischen Business-Community laut Black eine große Skepsis aufgrund eines befürchteten „Stigmas“: Denn verbinde sich mit Staatshilfen nicht auch das Eingeständnis, dass das eigene Geschäft nicht mehr laufe? Und gebe es womöglich negative Auswirkungen nach dem Ende der Krise, z. B. bei einer anschließenden Steuerprüfung?

Nach diesen Überblicksbetrachtungen wurde es konkret, mit zwei Erfahrungsberichten aus der Wirtschaft. Zunächst kam Christian Ulrich zu Wort: Vice President und Deputy General Counsel des amerikanischen Biotechnologieunternehmen Precigen Inc. Er konzentrierte sich auf das Konzept der force majeur, also der höheren Gewalt, dem eine zentrale Bedeutung bei der Beurteilung von Haftungsfragen zukommt – also z. B. der Frage, ob Lieferanten haften, wenn sie ihren Verpflichtungen nicht nachkommen können. Dies griff im Anschluss auch Jochen Linzenich auf, Associate General Counsel Europe, Asia, Africa beim internationalen Verpackungshersteller SIGNODE. Letzterer lenkte den Blick auch noch einmal auf unterschiedliche Branchen: So laufe sein Geschäft aktuell noch gut, da viele seiner Kunden aus dem Food-Bereich kämen, also einer aktuell sehr gefragten Branche.

Zum Schluss ging es zurück zu den großen Linien; angesichts des vollen Programms als Gedankenanregung für Folgediskussionen: Welche Rolle werden Innovationen im weiteren Verlauf sowie nach der Krise spielen? Welche Chancen werden sich ergeben – bspw. für die Digitalisierung der Wirtschaftswelt? Und beeinträchtigt die Krise die Globalisierung (wie es derzeit scheint) oder gehen die transatlantischen Beziehungen am Ende doch gestärkt aus der aktuellen Situation hervor?

Alles Fragen für eine oder mehrere Folgediskussionen. Wir freuen uns darauf – und danken allen Kooperationspartnern, Sprechern und Gästen für das spannende Gespräch!

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