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Die zerrissenen Staaten von Amerika

„Es geht nicht mehr darum, was ich will, sondern darum, wer ich bin.“ – So brachte der Journalist und Autor Arthur Landwehr die Motivation der Wähler:innen in den Vereinigten Staaten auf den Punkt, wo politische Überzeugungen eng an die eigene Identität geknüpft seien. Der ehemalige ARD-Hörfunk-Korrespondent in Washington, D.C. war am 29. Februar auf Einladung des AmerikaHaus NRW im Heine Haus Literaturhaus Düsseldorf zu Gast. Im Gespräch mit der Journalistin und Moderatorin Vivien Leue präsentierte er sein jüngst erschienenes Buch, Die zerrissenen Staaten von Amerika: Alte Mythen und neue Werte - ein Land kämpft um seine Identität, und berichtete von seinen persönlichen Erfahrungen während seiner langjährigen USA-Aufenthalte.

Wieso stimmen Menschen für Donald Trump als ihren Präsidenten? Woher rührt die tiefe gesellschaftliche Spaltung innerhalb der Vereinigten Staaten? Wie wird sich die Beziehung zwischen den USA und Europa zukünftig entwickeln? All das sind Fragen, denen Arthur Landwehr während seiner Zeit als ARD-Korrespondent in den USA auf den Grund gegangen ist. Die Antworten hat er im direkten Kontakt mit der amerikanischen Bevölkerung gesucht. In der Diskussion am vergangenen Donnerstag berichtete er den rund 60 Zuschauer:innen von seinen vielen Gesprächen mit Amerikaner:innen verschiedenster politischer Einstellungen und zeigte auf, wie eine Trennung zwischen Stadt und Land, zwischen sozialen Umfeldern und zwischen konsumierten Medien dafür sorge, dass demokratisch und republikanisch ausgerichtete Menschen kaum miteinander in Austausch kämen. So rücke in einem ständigen Gegeneinander die Verteidigung der eigenen Identität und Geschichte in den Vordergrund, während Martin Luther Kings Traum eines gemeinsamen „table of brotherhood“ in Vergessenheit gerate. Mit kurzen gelesenen Passagen aus seinem Buch unterstrich Landwehr seine Eindrücke von Politik und Gesellschaft in den USA: von seinem Besuch bei einer Waffenmesse in Florida über sein Miterleben der Proteste in Minneapolis nach dem Tod von George Floyd bis hin zu seinen Beobachtungen während des Sturms auf das Kapitol am 6. Januar 2021. Aus dem Publikum gab es zahlreiche interessierte Nachfragen, besonders zu den anstehenden Präsidentschaftswahlen und der Beziehung zwischen den USA und Europa. Abschließend machte Arthur Landwehr deutlich, dass sich die Spaltung innerhalb der Vereinigten Staaten auch als eine innere Zerrissenheit auf die Wähler:innen übertrage: Sie müssten entscheiden, ob ihr zukünftiges Staatsoberhaupt ihre Identität vertreten oder ihre Lebenssituation verbessern solle – denn das liefe nicht immer auf dieselbe Person hinaus.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Arthur Landwehr und Viven Leue für das anregende Gespräch und beim Heine Haus Literaturhaus Düsseldorf für die Kooperation!

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